Türkei: Südost-/Ostanatolien

Südostanatolien: Nemrut Dagi

Unser nächstes Highlight, der 2206m hohe Nemrut Dagi im Taurusgebirge, sollten wir in drei weiteren Tagen erreichen. Das gesteckte Tagesziel ist jeweils nur schwer früh zu erreichen. Eine Einladung zum çay, die wir häufig gerne dankbar annehmen, kann auch mal länger dauern. Bei einer Familie wird nämlich zum çay gleich auch noch ein grosser Tisch im paradiesisch schönen Garten mit verschiedenen selbstgemachten Köstlichkeiten vollgestellt. Bei dieser netten Gesellschaft hätten wir noch lange verweilen können!
In einem kleinen Ort (Gölbasi) lernen wir bei einem Einkaufsstopp Oskar kennen, der früher für ein paar Jahre im Bahnhofbüffet in Buchs gearbeitet hatte und einige Bekannte aus Grabs/Gams kannte. Er wäre wohl heute noch glücklich in der Schweiz, doch stattdessen trauert er immer noch seinem Schicksal und dieser Zeit vor 20ig Jahren nach. Er zeigte uns einen Zeltplatz am See - ein Bad abends und morgens und beim nächsten Camping gleich nochmals, daran könnten wir uns sofort gewöhnen! bild
Die Etappe zum Nemrut Dagi hoch, hatten wir etwas unterschätzt. Schon bei der Mittagspause hatten wir einige steile Rampen in den Beinen. Doch erst danach ging es richtig los. Im kleinsten Ritzel suchten wir immer wieder fast verzweifelt nach noch kleineren Gängen auf der nie endenenden steilen Schotterpiste. Die kräftezehrende Strasse, das schwere Gepäck, die Hitze, ein Sturz von Janine und zuletzt noch ein halbtoter (zu erlösenden) Marder gingen uns an die körperliche und emotionale Substanz. Pünktlich vor Sonnenuntergang erreichten wir die Berghütte und wurden mit einem Applaus von Touristen und Angestellten empfangen. Zu Fuss zum Gipfel wollten wir dann aber doch nicht mehr am gleichen Tag, das sparten wir uns für den nächsten Morgen nach einer Zeltnacht im Unterstand der Berghütte auf.
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Der Gipfel des Nemrut Dagi wurde vor mehr als 2000 Jahren auf Geheiss von einem wohl grössenwahnsinnigen König (Antiochos I Theos) mit einer Geröllaufschüttung von 150m Durchmesser um 50m aufgeschüttet. Richtung Osten und Westen sind die Königsgrabstätten mit gigantischen Götterstatuen aus Stein geschmückt. Die Statuen sind erstaunlich gut erhalten, wenn auch kopflos, bzw. die Köpfe stehen heute vor den Statuen. bild
Als wir uns von den Strapazen im ruhigen Hotelgarten des Bergdorfs Karadüt so richtig erholten, hätten wir nicht erwartet, dass nach unzähligen Kühen, Hühnern und Schafen ein Team des reginoalen Fernsehsenders mit eingeschalteter Kamera geradewegs auf uns zukommt, uns interviewt (mit dem Eis in der Hand schauen wir verdutzt in die Kamera) und dann wieder abrauscht. Was war das denn?

Mit der Fähre kreuzen wir den Euphrat und radeln durch das karge Mesopotamien. Hier kommen wir uns vor wie in einer anderen Welt. Schafherden mit ihren Hirten, Männer mit Turban auf Eseln prägen das Landschaftsbild. Im Kurdenland wird grossen Wert auf die Abstammung gelegt. Gleich nach dem Tigris wird die Landschaft wieder fruchtbarer und endlose Weizenfelder sehen in der hügeligen Landschaft aus, wie der "Windows" Bildschirmhintergrund.

im Bummeltempo durch Ostanatolien
Da unser Visum für den Iran erst ab 01.06 gültig ist, konnten wir uns für Ostanatolien viel Zeit lassen. Um den Van Gölü, einem riesigen See auf ca. 1700müM, erheben sich verschiedene Vulkane. Zum Krater des Nemrut Dagi war es verglichen mit dem gleichnamigen "kleinen Bruder", den wir von einigen Tagen erklommen hatten, eine Spazierfahrt. Im Krater gibt es fünf Seen, wovon einer heisse Quellen hat. Diese Quellen haben wir nicht gefunden. Tobias war schon bis zum Hals im 17grädigen Wasser, als ein Türke uns den Weg zu einem versteckten, natürlichen, 45grädigen open-air-Whirlpool zeigte (aber aufgepasst wo man hintritt: dem Vulkan entweichen auch heissere Dämpfe).

Tobias und ich entschieden uns, noch einen Tag länger an diesem schönen Ort zu bleiben, während Janine und Dominik die letzten ca. 240km zur türkisch/iranischen Grenze schon in Angriff nahmen. Nach einer "kleinen" Wanderung zum höchsten Punkt auf dem Kraterrand (2865müM) mit atemberaubender Aussicht, wurde dann das idyllische Zeltplätzchen von fünf Kurden aufgemischt und wir wurden in die wahre Kunst des Picknickens eingeführt: nach dem Essen gabs Tee, Tee, Tee, ein paar Schüsse mit der Kalaschnikow, Kreistänzchen ums Auto, aus dem laute kurdische Musik schallte (man stelle sich diese absurde Szene vor) und nochmals Tee.

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Wieder zurück am Van See bliess uns der Wind bis nach Ercis. Ein trauriges Bild bot uns diese Stadt, die vor einem halben Jahr von einem Erdeben teilweise zerstört wurde. Wieder bergwärts fühlten wir uns in einem kurdischen Dörfchen campierend um einige Jahre zurückversetzt. Kein fliessendes Wasser und keine Möbel in den mit Schafdung verputzten Häusern. Die älteren Jungs einer schätzungsweise 10köpfigen Familie wurden abends beauftragt, auf unsere Sachen aufzupassen, während wir zum Tee, Joghurt, Käse und Brot eingeladen wurden. Wir staunten nicht schlecht, als sich ein komplett ausgerüsteter Jandarm für die Nacht neben unserem Zelt in seinen Mantel einmummte um auf uns aufzupassen. bild
Von der Passhöhe vor der Abfahrt nach Dogubayazit, dem Grenzort vor der iranischen Grenze, schaute der eindrückliche Mount Ararat (5137müM) kurz hinter den Wolken hervor. Ein wunderschöner Berg, den wir von Dogubayazit aus noch drei Tag bestaunen konnten. Hier wollten wir vor dem Grenzübertritt noch einmal richtig entspannen und nach den ersten 5000km uns, den Fahrrädern und unserer Ausrüstung eine kleine Revision gönnen. Ja, sogar die Magen-Darmflora wurde "ge-reseted".
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Link zum Reiseblog von Domink und Janine www.trittumtritt.com